Es ist ein friedlicher Sonntagmorgen – oder besser gesagt, er war es. Ihr Tag begann mit einem gemütlichen Kaffee und der Aussicht auf absolute Entspannung. Doch dann, wie aus dem Nichts, durchbricht eine Sirene die Stille. Die Welt draußen wirkt plötzlich chaotisch: Menschen rennen umher, das Brummen der Stadt verstummt, und Sie bemerken, dass nichts mehr funktioniert. Kein Strom, kein Wasser, kein Handyempfang. Ihr erster Gedanke? „Das ist jetzt sicher ein Stromausfall. Spätestens in zwei Stunden läuft alles wieder.“ Ihr zweiter Gedanke? „Oder vielleicht auch nicht …“ Willkommen in Ihrem ganz persönlichen Katastrophenszenario.
Doch keine Panik. Dieses erweiterte 6-Tage-Programm wird Sie nicht nur auf jede Eventualität vorbereiten, sondern Ihnen auch zeigen, wie Sie trotz des drohenden Weltuntergangs Ihren Humor bewahren. Denn mal ehrlich: Eine Apokalypse ist halb so schlimm, wenn man vorbereitet ist – und vielleicht ein bisschen lachen kann.
Tag 1: Erkenntnis ist der erste Schritt
Der erste Tag beginnt mit der wohl wichtigsten Einsicht: "Das hier ist ernst." Vielleicht ist es nur ein regionaler Stromausfall, vielleicht aber auch das Ende der Welt, wie wir sie kennen. In jedem Fall gilt: Jetzt ist nicht die Zeit für Prokrastination. Also legen Sie Ihre Serienbinge-Pläne beiseite (ohne Strom ohnehin schwierig) und widmen Sie sich den harten Fakten.
Zuerst einmal sortieren Sie Ihre Gedanken. Und Ihre Dokumente. Sie holen eine alte Schuhschachtel hervor, die Sie bisher für unnötige Quittungen genutzt haben, und beginnen, wichtige Unterlagen hineinzupacken: Reisepass, Geburtsurkunde, Versicherungsdokumente. Sie denken kurz darüber nach, ob die Garantie für den Fernseher noch relevant sein könnte – immerhin ist er jetzt nur noch ein nutzloser Kasten. Nach einigem Überlegen landet die Garantiekarte dann doch in der Schachtel. Man weiß ja nie.
Nebenbei versuchen Sie, die Bedeutung der Sirenen zu entschlüsseln. War das ein Dauerton? Oder ein auf- und abschwellender Klang? Sie durchforsten hektisch die NINA-App auf Ihrem Handy, nur um festzustellen, dass der Akku fast leer ist. Notiz an sich selbst: "Ladegerät mit Kurbelantrieb kaufen." Übrigens: In Deutschland signalisiert ein auf- und abschwellender Ton allgemeine Gefahr – Zeit, wachsam zu bleiben. Dauert die Sirene konstant an, können Sie zumindest vorerst aufatmen: Das ist die Entwarnung.
- Dokumente wasserdicht verstauen: Verwenden Sie spezielle Dokumentenhüllen, die vor Feuchtigkeit schützen. In einem Katastrophenszenario können Ihre Unterlagen so auch bei Überschwemmungen oder Feuchtigkeit unversehrt bleiben.
- Alternative Sicherung: Kopieren Sie Ihre Dokumente und speichern Sie sie auf einem verschlüsselten USB-Stick. Dieser kann leicht transportiert werden und hält auch länger als Papier.
- Sirenensignale verstehen: Ein auf- und abschwellender Ton deutet auf eine allgemeine Gefahrenlage hin, während ein Dauerton Entwarnung signalisiert. Informieren Sie sich auch über lokale Warnsysteme.
Tag 2: Der Vorrats-Marathon
Am zweiten Tag wird Ihnen klar, dass Essen und Trinken vielleicht nicht ganz unwichtig sind. Der Kühlschrank ist längst abgeschaltet, und das letzte Joghurt-Müsli hat schon gestern den Weg in Ihren Magen gefunden. Also ist es Zeit, Vorräte zu planen.
Während Sie eine Einkaufsliste erstellen, überlegen Sie, wie viele Kalorien ein Mensch eigentlich braucht. 2.200 Kalorien pro Tag, das sind 66.000 für einen Monat. Ihr erster Gedanke: „Das klingt nach einer guten Ausrede, endlich mehr Schokolade zu kaufen.“ Doch dann wird Ihnen klar, dass es auch um Nährstoffe geht. Mit einem bedauernden Seufzer streichen Sie die fünfte Packung Kekse von der Liste und ersetzen sie durch Bohnenkonserven. Die sind zwar weniger sexy, aber immerhin nahrhaft.
Ein Blick in den Badezimmerschrank offenbart, dass Sie dringend Toilettenpapier und Seife nachkaufen müssen. „In Krisenzeiten will ich wenigstens sauber bleiben“, murmeln Sie, während Sie auch Desinfektionsmittel und Zahnpasta hinzufügen. Ein kurzer Gedanke fliegt Richtung Zahnarztbesuch, den Sie schon seit Monaten aufschieben – aber das hat jetzt Zeit.
- Vorräte berechnen: Ein Erwachsener benötigt mindestens 2.200 Kilokalorien pro Tag. Halten Sie für einen Monat pro Person folgende Mengen bereit:
- 5 kg Reis oder Nudeln als Kohlenhydratquelle.
- 10 kg Konserven, die Protein und Gemüse liefern.
- 3 kg Haferflocken oder Müslimischungen für ein einfaches Frühstück.
- 5 kg Trockenfrüchte und Nüsse als kalorienreiche Snacks.
- Lagerung optimieren: Lagern Sie Lebensmittel kühl, trocken und lichtgeschützt. Konserven sollten stehend aufbewahrt werden, um Dichtungsringe zu schonen.
- Hygiene nicht vergessen: Neben Seife und Zahnpasta sind auch Einmalhandtücher, Feuchttücher und Damenhygieneprodukte unverzichtbar. Diese Artikel haben oft längere Haltbarkeiten und sind kompakt lagerbar.
Tag 3: Schlachtfeld Supermarkt
Am dritten Tag ziehen Sie los, um die Früchte Ihrer Planung zu ernten. Der Supermarkt gleicht einem Kriegsgebiet: Leere Regale, drängelnde Menschen und ein Kassierer, der aussieht, als hätte er bereits drei Krisen hinter sich. Doch Sie haben eine Mission.
Mit stoischer Ruhe navigieren Sie durch die Gänge. Nudeln, Reis, Konserven – alles wird in Ihren Einkaufswagen geworfen. Sie ignorieren die Blicke der anderen Kunden, die auf Ihre 20 Flaschen Wasser starren, als wären Sie ein wandelndes Klischee eines Weltuntergangs-Propheten. An der Kasse fragt die Kassiererin: „Vorräte für einen Camping-Urlaub?“ Sie antworten trocken: „Ja, nur ohne die Aussicht auf Spaß.“
Zuhause beginnt die wahre Herausforderung: Alles sinnvoll zu verstauen. Die Küche sieht aus wie eine Mischung aus Tetris und Chaos. Während Sie die Dosen sortieren, denken Sie kurz daran, ob Sie diese Vorräte jemals brauchen werden – oder ob Sie in sechs Monaten Ravioli zu jeder Mahlzeit essen werden. Beides fühlt sich gleichermaßen wahrscheinlich an.
- Prioritäten setzen: In einem leeren Supermarkt konzentrieren Sie sich auf die wichtigsten Produkte:
- Lang haltbare Lebensmittel wie Konserven und Trockenwaren.
- Trinkwasser und Behälter für die Lagerung.
- Hygieneartikel und Erste-Hilfe-Produkte.
- Lebensmittelrotation: Beachten Sie das Prinzip "First In – First Out": Ältere Vorräte zuerst verbrauchen, um Abfall zu minimieren.
- Alternative Einkaufsquellen: Erkundigen Sie sich über regionale Landwirte oder Wochenmärkte, die frische Produkte auch in Krisenzeiten anbieten können.
Tag 4: Wasser, Wasser und noch mehr Wasser
Am vierten Tag merken Sie, dass Wasser wirklich alles ist. Kaffee, Tee, Kochen, Hygiene – ohne Wasser geht gar nichts. Also berechnen Sie akribisch Ihren Bedarf. Eine Person benötigt mindestens 100 Liter im Monat. Sie schauen sich Ihre kleine Wohnung an und fragen sich, wie das überhaupt möglich sein soll.
Ein Geistesblitz: Die Badewanne. Sie reinigen sie gründlich und befüllen sie bis zum Rand. Dabei denken Sie kurz daran, wie ironisch es ist, dass Sie all das Wasser lagern, während es in der Leitung nicht mehr verfügbar ist. Außerdem kaufen Sie Kanister und faltbare Wassersäcke, die Sie strategisch im Flur platzieren. Und für den Notfall haben Sie jetzt Wasserentkeimungstabletten. „Besser nach Chlor schmecken als nach gar nichts“, sagen Sie sich.
- Wassermenge berechnen: Pro Person benötigen Sie etwa 3 Liter Wasser pro Tag: 2 Liter zum Trinken, 1 Liter für Kochen und Hygiene. Multiplizieren Sie dies für einen Monat, kommen Sie auf 100 Liter pro Person. Bei einer Familie von vier Personen sind das schon 400 Liter.
- Wasserquellen nutzen: Nutzen Sie die Badewanne als temporären Tank. Reinigen Sie sie gründlich, desinfizieren Sie die Oberfläche und verschließen Sie den Abfluss.
- Wasserlagerung optimieren: Investieren Sie in lebensmittelechte Kanister oder faltbare Wassersäcke. Diese sind platzsparend und können auch transportiert werden.
- Wasseraufbereitung: Lagern Sie Wasserentkeimungstabletten (z. B. auf Silberionen- oder Chlorbasis) und einen tragbaren Wasserfilter. Filter mit Aktivkohle entfernen Schwebstoffe und Verunreinigungen aus natürlichen Wasserquellen.
Tag 5: Die Rückkehr ins Mittelalter
Tag fünf bringt eine unangenehme Wahrheit: Ohne Strom fühlt sich die Welt plötzlich wie das Mittelalter an. Doch Sie sind vorbereitet – mehr oder weniger.
Sie graben eine alte Taschenlampe hervor, die erstaunlich gut funktioniert. Die Kerzen aus der Weihnachtskiste finden endlich einen praktischen Nutzen, und ein batteriebetriebenes Radio sorgt für Informationen. Sie hören die Nachrichten und stellen fest, dass Sie zumindest theoretisch besser informiert sind als die meisten.
Ein Campingkocher sorgt dafür, dass Sie zumindest warme Mahlzeiten genießen können. Und die alten Decken aus dem Keller verwandeln Ihre Wohnung in eine halbwegs gemütliche Höhle. Schlafsack und Isomatte tun ihr Übriges. Während Sie in den Schlafsack kriechen, denken Sie: „Wenn das alles vorbei ist, buche ich einen Wellnessurlaub.“
- Lichtquellen sicherstellen: Taschenlampen und batteriebetriebene Lampen sind unverzichtbar. Solar- oder dynamobetriebene Laternen eignen sich ideal für längere Stromausfälle.
- Kochen ohne Strom: Ein Campingkocher mit ausreichend Brennstoff ermöglicht die Zubereitung von Mahlzeiten. Alternativen sind Esbit-Kocher oder Holzbrennöfen.
- Wärme sichern: Hochwertige Schlafsäcke (Komforttemperatur -10 °C) und Alu-Isolierdecken sind essenziell. Nutzen Sie Kerzen sparsam, um einen kleinen Raum zu erwärmen – achten Sie jedoch immer auf ausreichende Belüftung.
- Kommunikation: Batteriebetriebene oder solarbetriebene Radios ermöglichen den Empfang von Notfallmeldungen. Speichern Sie vorher Frequenzen von Katastrophenschutzdiensten.
Tag 6: Flucht ist keine Option – oder doch?
Der letzte Tag des Plans dreht sich um das, was keiner gerne denkt: Flucht. Sie packen einen großen Rucksack und stellen fest, dass Ihre Packkünste auf magische Weise schlechter geworden sind. Trotzdem schaffen Sie es, alles Wichtige unterzubringen: Schlafsack, Isomatte, wetterfeste Kleidung, Nahrung, Wasser, Dokumente, Bargeld und ein Multitool. Sie überlegen kurz, ob Sie Ihr Lieblingsbuch mitnehmen sollten, entscheiden sich aber dagegen – Platz ist knapp.
Sie prüfen Ihre geplanten Fluchtrouten auf einer echten Karte – Google Maps wird diesmal nicht helfen. Notiz an sich selbst: „Vielleicht doch mal einen Kompass benutzen lernen.“
- Packliste für den Fluchtrucksack:
- 3-Tage-Vorrat an haltbarer Nahrung und Wasser (mindestens 6 Liter).
- Schlafsack, Isomatte, wetterfeste Kleidung, robuste Schuhe.
- Notfalldokumente und Bargeld (Kleingeld nicht vergessen).
- Multitool, Taschenlampe, Feuerzeug, Erste-Hilfe-Set.
- Fluchtrouten planen: Legen Sie mehrere mögliche Routen fest und markieren Sie diese auf physischen Karten. Üben Sie die Routen mit Ihrer Familie.
- Mobilität sicherstellen: Prüfen Sie Ihr Auto auf Betriebsbereitschaft und lagern Sie Notfallkanister mit Kraftstoff. Wenn keine Flucht mit dem Auto möglich ist, stellen Sie sicher, dass alle Ihre Ausrüstung in Rucksäcke passt.
Nach sechs Tagen?
Am Ende dieser sechs Tage sind Sie nicht nur vorbereitet, sondern auch ein bisschen stolz. Sie haben nicht nur Vorräte angelegt und Wasser gesichert, sondern auch gelernt, wie man mit Humor und Pragmatismus jede Krise übersteht. Und das Beste? Jetzt können Sie sich sicher fühlen – auch wenn Sie heimlich hoffen, dass die Ravioli-Dosen noch eine Weile geschlossen bleiben.