Der Zunderpilz (Fomes fomentarius), auch bekannt als Echter Zunderschwamm, ist ein vielseitiger Baumpilz, der seit Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen genutzt wird. Seine besonderen Eigenschaften machen ihn zu einem wertvollen Hilfsmittel im Survival-Bereich, insbesondere bei der Feuererzeugung und in der traditionellen Medizin.
I. Merkmale und Lebensraum des Zunderpilzes
Der Zunderpilz ist ein mehrjähriger Pilz, der bevorzugt auf geschwächten oder abgestorbenen Laubbäumen wie Buchen und Birken wächst. Sein hufeisenförmiger Fruchtkörper kann Durchmesser von bis zu 30 cm erreichen und zeichnet sich durch eine harte, graubraune bis schwarze Oberfläche aus. Die Unterseite besteht aus feinen Poren, durch die der Pilz seine Sporen freisetzt. Er ist in gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel weit verbreitet.
II. Verwendung des Zunderpilzes im Survival-Kontext
II.I. Feuererzeugung mit dem Zunderpilz
Eine der bekanntesten Anwendungen des Zunderpilzes im Survival-Bereich ist die Nutzung als Zundermaterial zur Feuererzeugung. Die innere, filzige Schicht des Pilzes, das sogenannte Amadou, eignet sich hervorragend, um Funken aufzufangen und ein Glimmen zu erzeugen.
Schritte zur Vorbereitung und Nutzung des Zunderpilzes als Zunder:
- Ernte des Pilzes: Der Zunderpilz wird vorsichtig mit einem Messer oder Beil von einem abgestorbenen oder gefällten Baum entfernt.
- Entfernung der äußeren Schicht: Die harte, äußere Kruste des Pilzes wird mit einem scharfen Messer abgeschält, um an die darunterliegende Trama-Schicht zu gelangen.
- Gewinnung des Amadous: Die Trama-Schicht wird in dünnen Lagen herausgeschnitten. Dieses Material ist das eigentliche Zundermaterial.
- Trocknung: Das gewonnene Amadou wird an einem trockenen, luftigen Ort vollständig getrocknet, um seine Zündfähigkeit zu gewährleisten.
- Optional: Verbesserung der Zündfähigkeit durch Nitrierung: Um die Entflammbarkeit zu erhöhen, kann das getrocknete Amadou in eine 5%ige Lösung von Kaliumnitrat (Salpeter) eingelegt werden. Nach einer Einwirkzeit von etwa drei Wochen wird das Material entnommen, getrocknet und kann anschließend als hochwirksamer Zunder verwendet werden.
Anwendung zur Feuererzeugung:
- Mit Feuerstein und Stahl: Ein Funke wird durch Schlagen des Stahls auf den Feuerstein erzeugt und auf das vorbereitete Amadou gelenkt. Das Amadou beginnt zu glimmen und kann in ein Zundernest aus trockenem Pflanzenmaterial gelegt werden, um durch behutsames Pusten eine Flamme zu entfachen.
- Mit Feuerstahl: Durch Schaben des Feuerstahls mit einem scharfen Gegenstand entstehen Funken, die auf das Amadou treffen und es zum Glimmen bringen. Auch hier wird das glimmende Material in ein Zundernest überführt, um ein Feuer zu entfachen.
Diese Methode der Feuererzeugung ist besonders im Survival-Kontext wertvoll, da sie ohne moderne Hilfsmittel auskommt und auf natürlichen Ressourcen basiert.
II.II. Medizinische Anwendungen des Zunderpilzes
Neben der Feuererzeugung bietet der Zunderpilz auch medizinische Nutzen, die im Survival-Bereich von Bedeutung sein können.
Wundversorgung:
Die Trama-Schicht des Zunderpilzes besitzt blutstillende und desinfizierende Eigenschaften. Im Falle von Verletzungen kann das getrocknete und sterilisierte Amadou direkt auf die Wunde aufgelegt werden, um Blutungen zu stoppen und Infektionen vorzubeugen. Historisch wurde diese Anwendung häufig praktiziert, da der Pilz leicht verfügbar und effektiv ist.
Herstellung von Wundauflagen:
- Vorbereitung des Amadous: Die Trama-Schicht wird herausgelöst und in dünne Lagen geschnitten.
- Sterilisation: Das Material wird durch Kochen in Wasser für etwa eine Stunde sterilisiert.
- Trocknung: Nach dem Kochen wird das Amadou getrocknet und kann anschließend als sterile Wundauflage verwendet werden.
Diese natürlichen Wundauflagen sind besonders in Notsituationen nützlich, wenn keine modernen medizinischen Materialien verfügbar sind.