Der Begriff „Bug-Out“ stammt ursprünglich aus dem militärischen Bereich und beschreibt das schnelle Verlassen eines Einsatzortes oder einer Basis, wenn die Situation nicht mehr haltbar ist. Im Kontext von Prepping hat das Bug-Out ebenfalls die Bedeutung, eine vorbereitete Notfallstrategie zu aktivieren, um sich aus einem gefährlichen Umfeld in Sicherheit zu bringen. Dabei handelt es sich um eine umfassende Vorbereitung, die nicht nur das Packen einer Notfalltasche, sondern auch die Planung einer sicheren Zuflucht und den Erwerb von Fähigkeiten zur Selbstversorgung umfasst.
I. Grundlagen des Bug-Out
Ein erfolgreiches Bug-Out erfordert eine fundierte Planung, die sich nicht nur auf eine „Bug-Out Bag“ beschränkt, sondern auch das Wissen über sichere Fluchtwege, alternative Zufluchtsorte und Verhaltensweisen in Notsituationen umfasst. Das Ziel des Bug-Outs ist es, so schnell und sicher wie möglich eine Zone zu erreichen, in der das Überleben für eine definierte Zeit gewährleistet ist.
Die Grundlagen umfassen:
- Vorbereitung einer Notfallausrüstung, die individuell und auf die Bedürfnisse der betroffenen Person oder Gruppe angepasst ist
- Planung eines sicheren Ortes, der vor extremen Witterungen und anderen Gefahren ausreichend Schutz bietet
- Entwicklung eines Evakuierungsplans, der alternative Routen berücksichtigt und die Wahrscheinlichkeit minimiert, in gefährliche oder überfüllte Gebiete zu geraten
II. Das Bug-Out Bag (BOB)
Das Bug-Out Bag ist der zentrale Bestandteil des Bug-Outs und enthält alle notwendigen Ausrüstungsgegenstände, die für eine eigenständige Versorgung über einen Zeitraum von mindestens 72 Stunden erforderlich sind. Die wichtigsten Kategorien für ein Bug-Out Bag sind:
- Wasser und Wasseraufbereitung: Mindestens 3 Liter Trinkwasser pro Person sind zu empfehlen, sowie Wasserfilter oder -tabletten, um unterwegs weitere Wasserquellen sicher nutzbar zu machen.
- Nahrung: Lang haltbare, energiereiche Nahrung, die keinen großen Zubereitungsaufwand erfordert, wie Energieriegel, Trockenfleisch und dehydrierte Lebensmittel.
- Schutz und Kleidung: Witterungsfeste Kleidung, Thermounterwäsche und gegebenenfalls Regenschutz sowie Kopfbedeckungen gegen Sonne und Kälte.
- Feuerstarter und Kochausrüstung: Feuerzeug, Streichhölzer oder ein Feuerstahl, sowie ein kleiner Campingkocher oder eine Notkochstelle.
- Werkzeuge: Ein solides Messer oder Multitool, eine Taschenlampe mit Ersatzbatterien und ggf. ein Klappspaten.
- Erste-Hilfe-Ausrüstung: Verbandmaterial, Desinfektionsmittel, Schmerzmittel und spezielle Medikamente, falls nötig.
- Kommunikation und Navigation: Eine Karte der Umgebung, Kompass und, falls möglich, ein Kurzwellenradio zur Informationsbeschaffung.
- Hygieneartikel: Toilettenpapier, antibakterielle Feuchttücher und Handdesinfektionsmittel.
III. Auswahl des Bug-Out-Orts
Ein Bug-Out-Ort ist idealerweise ein Platz, der sowohl abgeschieden als auch ressourcenreich ist und gleichzeitig Schutz vor Extremwetter und potenziellen Bedrohungen bietet. Bei der Auswahl eines Bug-Out-Ortes sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen:
- Zugänglichkeit und Erreichbarkeit: Der Ort sollte innerhalb von 1-2 Tagen erreichbar sein und eine gewisse Distanz zu dicht besiedelten Gebieten haben, um das Risiko einer Überfüllung zu minimieren.
- Wasserquellen: Ein nahegelegener Fluss oder See, der zur Wasseraufbereitung genutzt werden kann, ist ein großer Vorteil.
- Schutz und Tarnung: Der Ort sollte unauffällig und schwer einsehbar sein, um vor neugierigen Blicken geschützt zu sein und potenzielle Bedrohungen zu vermeiden.
- Ressourcen zur Selbstversorgung: Holz als Brennstoff, potenzielle Nahrungsquellen wie Wildpflanzen und eine Bodenbeschaffenheit, die für den Anbau von Gemüse geeignet ist, können die Überlebenschancen erheblich erhöhen.
IV. Fluchtstrategien und Routenplanung
Ein gut durchdachter Fluchtplan ist entscheidend, um sicher und schnell zum Bug-Out-Ort zu gelangen. Dieser Plan sollte verschiedene Szenarien berücksichtigen und Alternativrouten bereithalten:
- Primär- und Alternativrouten: Es ist ratsam, mehrere Routen zu planen, falls eine durch blockierte Straßen oder andere Hindernisse unpassierbar wird. Die Nutzung weniger befahrener Straßen und Wege kann die Chancen erhöhen, ungestört zum Ziel zu gelangen.
- Sicherheitszonen auf dem Weg: Notfallstopp-Punkte auf dem Weg können als Zwischenstation dienen, falls eine unmittelbare Weiterreise nicht möglich ist. Solche Punkte können abseits der Hauptverkehrswege liegen, um das Risiko von Auseinandersetzungen mit anderen Menschen zu minimieren.
- Erkundung der Umgebung: Es ist hilfreich, die geplante Route und die Umgebung des Bug-Out-Ortes regelmäßig zu erkunden, um potenzielle Risiken und Ressourcen kennenzulernen.
V. Verhalten und Fähigkeiten für das Bug-Out
Neben der Ausrüstung und Planung sind bestimmte Fähigkeiten und Verhaltensweisen essenziell für ein erfolgreiches Bug-Out. Diese Skills sind besonders nützlich:
- Selbstverteidigung: Grundkenntnisse in Selbstverteidigung können notwendig sein, um sich im Notfall zu verteidigen.
- Orientierung: Kenntnisse über den Umgang mit Karte und Kompass sind unerlässlich, insbesondere, wenn GPS-Systeme ausfallen.
- Feuer machen: Die Fähigkeit, auch unter widrigen Bedingungen ein Feuer zu entfachen, ist entscheidend, um Wärme, Licht und eine Kochgelegenheit zu schaffen.
- Nahrungsbeschaffung: Grundkenntnisse im Sammeln essbarer Wildpflanzen und, falls rechtlich erlaubt und ethisch vertretbar, auch im Jagen oder Fischen, können wertvolle Nahrungsressourcen erschließen.
- Erste Hilfe: Ein Basiswissen in Erster Hilfe, einschließlich der Versorgung von Verletzungen und der Verhinderung von Infektionen, ist entscheidend für das Überleben in einer Extremsituation.
VI. Psychologische Aspekte des Bug-Out
Ein Bug-Out kann sehr belastend sein, da es oft in einer Krisensituation stattfindet und mit Unsicherheiten verbunden ist. Die mentale Vorbereitung ist daher ein wichtiger Aspekt:
- Stressbewältigung: Techniken zur Stressbewältigung, wie Atemübungen oder Meditation, können helfen, auch in hektischen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren.
- Gruppendynamik: Bei einem Bug-Out mit mehreren Personen ist es wichtig, die Gruppendynamik zu berücksichtigen und klar definierte Rollen zu haben, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.
- Realistische Erwartungen: Der Prozess des Bug-Outs ist oft härter und länger, als es in Planungen erscheint. Ein realistisches Einschätzen der eigenen Belastungsgrenzen ist daher essenziell.