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Warum Nahrung in einer Survivalsituation absolut unwichtig ist

Maden in Dose über einem Lagerfeuer

In einer Survivalsituation sind die Prioritäten, die man setzt, entscheidend für das Überleben. Das Gleichgewicht zwischen den unmittelbaren Bedürfnissen und den langfristigen Überlebensstrategien kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Während viele Menschen instinktiv denken, dass Nahrung an erster Stelle stehen sollte, um Kraft und Energie zu erhalten, zeigt unsere Erfahrung, dass der menschliche Körper in der Lage ist, sich an längere Perioden ohne Nahrung anzupassen. 

In der Tat kann der Verzehr von Nahrung unter bestimmten Umständen, insbesondere bei Wassermangel, sogar kontraproduktiv sein. Dies steht im Gegensatz zu vielen kulturellen Überzeugungen und Intuitionen, die den Wert von Nahrung in Krisenzeiten betonen. Hier sind unserer Meinung nach die wichtigsten Gründe, warum Nahrung in einer Survivalsituation nicht die höchste Priorität haben sollte, basierend auf der menschlichen Biologie, physiologischen Anpassungen und der realen Dynamik von Überlebensszenarien:

  1. Energie-Reserven des Körpers
    • Fettreserven: Fett ist der effizienteste Speicher für Energie im Körper. Ein Gramm Fett liefert etwa 9 Kalorien, im Vergleich zu 4 Kalorien, die von einem Gramm Kohlenhydraten oder Protein geliefert werden. Diese Reserven sind nicht nur ein Energiespeicher, sondern bieten auch Isolierung und Schutz für innere Organe.
    • Glykogenreserven: Glykogen ist eine Form von gespeichertem Zucker, der hauptsächlich in der Leber und den Muskeln gefunden wird. Bei intensiver körperlicher Aktivität oder bei Nahrungsmangel wird Glykogen zu Glukose abgebaut, um Energie zu liefern. Allerdings sind diese Reserven begrenzt und reichen nur für kurze Zeit.
  2. Ketose
    • Ketonbildung: In Abwesenheit von Kohlenhydraten beginnt der Körper, Fett in der Leber in Ketone umzuwandeln. Diese Ketone, insbesondere Beta-Hydroxybutyrat, Acetoacetat und Aceton, dienen als alternative Energiequelle.
    • Vorteile der Ketose: Neben der Energieversorgung des Gehirns kann die Ketose den Appetit reduzieren, den mentalen Fokus erhöhen und den Körper vor Muskelabbau schützen. Es ist ein natürlicher Zustand des Körpers, der zeigt, dass er sich an den Nahrungsmangel angepasst hat.
  3. Anpassungsfähigkeit des Stoffwechsels
    • Stoffwechselverlangsamung: Als Reaktion auf einen Nahrungsmangel kann der Körper seinen Stoffwechsel verlangsamen. Dies ist ein Schutzmechanismus, um den Energieverbrauch zu reduzieren und länger mit den vorhandenen Reserven auszukommen.
    • Proteinschutz: Proteine sind die Bausteine des Körpers und essentiell für die Reparatur von Gewebe, die Produktion von Enzymen und Hormonen und viele andere Funktionen. Der Körper versucht, den Abbau von Proteinen zu minimieren, um diese lebenswichtigen Funktionen zu schützen.
  4. Mentale und physische Leistungsfähigkeit
    • Kognitive Funktion: Das Gehirn benötigt Energie, um optimal zu funktionieren. Ein Mangel an Nährstoffen kann die kognitive Funktion beeinträchtigen, aber der Körper kann alternative Energiequellen nutzen, wie bereits bei der Ketose erwähnt.
    • Muskelarbeit: Während der Körper in der Lage ist, Energie aus Reserven zu ziehen, kann die Muskelarbeit bei längerem Nahrungsmangel beeinträchtigt werden. Dies kann zu Muskelschwund und Schwäche führen. Es ist jedoch bemerkenswert, dass der Körper versucht, den Muskelabbau so lange wie möglich zu verhindern.
  5. Vermeidung von Gefahren
    • Risikobewertung: Das aktive Suchen nach Nahrung kann in einer gefährlichen Umgebung riskant sein. Es ist wichtig, das Risiko gegen den potenziellen Nutzen abzuwägen. Das Risiko von Tierangriffen, Krankheiten oder Verletzungen kann das potenzielle Nutzen von gefundenen Nahrungsmitteln überwiegen.
    • Energiekonservierung: In einer Survivalsituation ist es oft klüger, Energie zu sparen und sich auf sicherere Ressourcen zu konzentrieren, wie z.B. das Finden von Wasser oder das Bauen eines Unterschlupfs.
  6. Verdauungsenergie
    • Energiekosten der Verdauung: Der Verdauungsprozess selbst verbraucht Energie. Dieser Energieaufwand, bekannt als "thermischer Effekt der Nahrung", kann in einer Survivalsituation kontraproduktiv sein.
    • Flüssigkeitsbedarf: Die Verdauung benötigt auch Wasser. Dies ist besonders wichtig zu beachten, da der Verzehr von Nahrung in einer Situation mit begrenztem Wasserzugang den Körper weiter dehydrieren kann.
  7. Wasser ist wichtiger
    • Zellfunktion: Wasser ist das Hauptbestandteil jeder Zelle im Körper. Es ermöglicht den Zellstoffwechsel, dient als Lösungsmittel für Nährstoffe und ermöglicht den Transport von Molekülen in und aus den Zellen.
    • Temperaturregulierung: Wasser spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der Körpertemperatur. Es ermöglicht die Wärmeabgabe durch Schwitzen und schützt den Körper vor Überhitzung.
    • Stoffwechsel und Ausscheidung: Wasser ist notwendig für den Stoffwechsel und hilft bei der Ausscheidung von Abfallprodukten über den Urin. Es unterstützt auch die Funktion von Nieren und Leber, die für die Entgiftung des Körpers verantwortlich sind.
  8. Wechselwirkung von Nahrung/Verdauen und Wasserverbrauch
    • Verdauungsprozess: Die Verdauung ist ein komplexer Prozess, der den Abbau von Nahrung in ihre Bestandteile erfordert, damit diese vom Körper aufgenommen werden können. Dieser Prozess benötigt Wasser, um sowohl die Nahrung im Magen-Darm-Trakt zu bewegen als auch Verdauungsenzyme zu produzieren.
    • Salz und Dehydration: Viele Nahrungsmittel, insbesondere verarbeitete Lebensmittel, enthalten hohe Mengen an Salz. Salz zieht Wasser an und kann den Körper dazu veranlassen, Flüssigkeit zu speichern oder mehr Wasser zu benötigen, um das überschüssige Salz auszuscheiden. In einer Situation mit begrenztem Wasserzugang kann der Verzehr von salzigen Lebensmitteln daher zu einer erhöhten Dehydration führen.
    • Ausscheidung: Nach der Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen müssen Abfallprodukte ausgeschieden werden. Die Nieren spielen hierbei eine zentrale Rolle und produzieren Urin, um Abfallstoffe aus dem Körper zu entfernen. Dieser Prozess erfordert ebenfalls Wasser. Ein erhöhter Verzehr von Proteinen, zum Beispiel, kann zu einer erhöhten Produktion von Harnstoff führen, der über den Urin ausgeschieden werden muss und somit den Wasserverbrauch des Körpers erhöht.
    • Wasser in der Nahrung: Einige Nahrungsmittel, wie Obst und Gemüse, enthalten von Natur aus viel Wasser. Während diese Nahrungsmittel in einer Survivalsituation hilfreich sein können, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken, können sie allein den Wasserbedarf des Körpers nicht ausreichend decken.
    • Stoffwechselwasser: Bei der Verbrennung von Fetten und Kohlenhydraten im Körper wird auch Wasser produziert, das sogenannte Stoffwechselwasser. Dieses Wasser kann zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs beitragen, reicht jedoch bei Weitem nicht aus, um den gesamten Wasserbedarf des Körpers zu decken, insbesondere in einer Survivalsituation mit erhöhtem Flüssigkeitsbedarf.
In Anbetracht dieser Wechselwirkungen wird deutlich, dass der Verzehr von Nahrung in einer Survivalsituation, insbesondere bei Wassermangel, sorgfältig abgewogen werden muss. Der zusätzliche Wasserverbrauch, der durch die Verdauung und Ausscheidung entsteht, kann den Körper weiter belasten und die Überlebenschancen in einer bereits kritischen Situation verringern. Es ist daher oft ratsam, bei Wassermangel den Nahrungskonsum zu reduzieren oder anzupassen.

Nahrungsmangel vs. Zeitrahmen der Notsituation

In der heutigen Zeit der weltweiten Bebauung und Urbanisierung sind echte Survivalsituationen, die mehrere Wochen dauern, viel seltener geworden. Die meisten Teile der Welt sind durch Straßen, Siedlungen und andere Infrastrukturen miteinander verbunden. Selbst in entlegenen Gebieten gibt es oft Wege oder Zeichen menschlicher Präsenz in der Nähe. Dies bedeutet, dass, selbst wenn jemand verloren geht oder sich in einer Notlage befindet, die Chancen, auf eine Straße, ein Dorf oder eine andere Form von Zivilisation zu stoßen, relativ hoch sind.

Zudem hat die Technologie erheblich dazu beigetragen, die Dauer von Survivalsituationen zu verkürzen. Mit modernen Kommunikationsmitteln wie Mobiltelefonen, GPS-Geräten und Satellitentelefonen können Menschen oft schnell Hilfe rufen oder ihren Standort bestimmen, selbst in abgelegenen Gebieten. Selbst wenn diese Geräte versagen oder nicht verfügbar sind, gibt es heute verbesserte Such- und Rettungsdienste, die mit Hubschraubern, Drohnen und anderen fortschrittlichen Technologien ausgestattet sind, um vermisste Personen effizienter zu lokalisieren.

Da die meisten Survivalsituationen in der modernen Welt nicht mehrere Wochen dauern, wird die Notwendigkeit, Nahrung zu finden, oft überschattet von dringenderen Bedürfnissen wie Schutz, Wasser und Kommunikation. Der menschliche Körper kann, wie bereits erwähnt, mehrere Wochen ohne Nahrung überleben, indem er auf seine Fettreserven zurückgreift. In einer typischen kurzen Survivalsituation, die nur wenige Tage dauert, wäre die Beschaffung von Nahrung daher nicht unbedingt eine Priorität, insbesondere wenn andere Ressourcen oder Bedrohungen berücksichtigt werden müssen.

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